Im Mai und Juni setzen die Rehgeißen ihre Kitze. Die gepunktete Decke der Kleinen, kombiniert mit ihrem natürlichen Verhalten, sich ins hohe Gras zu ducken, macht sie nahezu unsichtbar für Fressfeinde. Es schützt sie aber nicht vor den immer breiteren Mähwerken immer schneller fahrender Landmaschinen.

Warum Rehkitzrettung?

Rehkitze vor dem Mähtod bewahren zu wollen, hat nicht nur ethische Gründe.

Die Gesetzeslage ist klar: Wer die Tötung oder die Verletzung von Wildtieren durch die Grünlandmahd für wahrscheinlich hält und gleichzeitig keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergreift, macht sich strafbar. Der Landwirt und die von ihm mit der Mahd beauftragten Personen sind verpflichtet, alles Zumutbare zu unternehmen, um die Verletzung oder Tötung von Tieren zu vermeiden.

Landwirte haben auch ein wirtschaftliches Interesse an der Vermeidung des Mähtods. Denn von Tierkadavern, die in Futtersilage gelangen, geht ein hohes Gefahrenpotenzial für ihre Nutztiere aus.

Was kann man tun?

Das einfachste Mittel, Wildtiere vor dem Mähtod zu bewahren, ist eine späte Mahd, also ein erster Schnitt außerhalb der Brut- und Setzzeiten nach dem 15. Juni oder besser nach dem 1. Juli. Allerdings ist die Futterqualität bei einem späteren Mahdtermin schlechter als bei einem frühen ersten Schnitt. Die späte Mahd ist deshalb für den Landwirt oft keine sinnvolle Lösung.

Vergrämung kann gut funktionieren. Hier werden, z.B. am Tag vor der Mahd, Maßnahmen ergriffen, die Muttertiere mit ihren Jungen dazu bewegen sollen, die zu mähende Wiese zu verlassen. So können optische Scheuchen wie Blinkleuchten oder Pfähle mit Folien, Luftballons oder Flatterband aufgestellt werden. Noch bessere Vergrämungseffekte werden mit einer Kombination aus optischen und akustischen Signalen (z.B. unregelmäßige Pieptöne) erreicht.

Schließlich kann man die Flächen unmittelbar vor der Mahd nach Kitzen absuchen. Dies kann z.B. mit Hunden geschehen oder mit Hilfe von tragbaren Infrarot-Wildrettern. In den letzten Jahren hat sich eine Art der Kitzsuche als besonders effektiv erwiesen: Der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkamera.

Wir helfen mit Wärmebildtechnik

Wir möchten Landwirte und Jäger mit dieser Technik unterstützen und haben uns mit der DJI Mavic 3T eine optimale Drohne für die Kitzsuche angeschafft.

Unsere Piloten sind allesamt selbst Jäger und besitzen mindestens den EU-Kompetenznachweis A1/A3. Da es uns bei der Kitzrettung allein um die gute Sache geht, fliegen wir rein ehrenamtlich.

Für wen fliegen wir?

Wir wollen schwerpunktmäßig Landwirte und Jäger im Landkreis München unterstützen. Wichtig ist uns, dass der zuständige Jagdausübungsberechtigte mit dem Einsatz einverstanden ist.

Bei einer guten Wettervorhersage kann es vorkommen, dass mehrere Landwirte gleichzeitig mähen wollen. Grundsätzlich gilt dann „first come, first serve“. Es gibt aber keinen Rechtsanspruch auf einen Drohnenflug.

Wie kann man einen Flug anfragen?

Wer sich für einen Kitzsuche mittels Wärmebilddrohne interessiert und von einem bevorstehenden Mahdtermin weiß, kann telefonisch einen Flug anfragen. Unser Kitzrettungstelefon hat folgende Nummer:

+49 152 59884975

Diese Informationen sind bereitzuhalten:

  • Name und Telefonnummer des Anfragenden,
  • Name des Jagdausübungsberechtigten und Versicherung, dass er mit der Suche einverstanden ist,
  • Mahdtermin,
  • Lage und ungefähre Größe der abzusuchenden Flächen.

Im Rahmen des Anfragegesprächs werden Treffpunkt und Uhrzeit für den Drohneneinsatz vereinbart. Um Schreibfehler zu vermeiden, können Informationen auch via WhatsApp oder SMS an die oben genannte Nummer übermittelt werden.

Was ist vom Anfragenden vorzubereiten und mitzubringen?

Wir sind auf die Unterstützung durch mindestens eine, besser zwei ortskundige Personen angewiesen. Sie weisen das Pilotenteam in die zu befliegenden Flächen ein und helfen bei der Kitzrettung mit.

Mitzubringen sind deshalb

  • Handschuhe (die Kitze sollen nicht mit bloßen Händen angefasst werden),
  • Gummistiefel (die Wiesen sind zu den Flugzeiten am frühen Morgen meist nass) und
  • ein paar luftdurchlässige Behälter (z.B. verschließbare Plastikkörbe oder Faltkisten, zur Not auch Wäschekörbe), mit denen die Kitze aus den Wiesen geborgen werden können und in/unter denen die Kitze gesichert werden, bis die Mahd vorbei ist.

Wie läuft die Suche mit der Wärmebild-Drohne konkret ab?

  • Unsere Kitzretter-Teams kommen in der Regel zu zweit, bauen die Technik auf und lassen sich von einer ortskundigen Person einweisen.
  • In der Regel wird die Drohne für die Suchflüge programmiert und fliegt die relevanten Flächen dann in idealer Streckenführung automatisiert ab.
  • Pilot und Spotter beurteilen mögliche Wärmesignaturen und versuchen Kitze zu identifizieren.

Was ist zu tun, wenn ein Kitz gefunden wird?

  • Soweit ein Kitz gefunden wird, werden idealerweise zwei Helfer mittels Funkgeräts eingewiesen.
  • Sie nähern sich dem Kitz ruhig und möglichst leise, sichern das Kitz (bei älteren Kitzen hilft ein Kescher – den haben wir dabei) und tragen es in einem Behälter aus der Wiese an einen schattigen Platz. Soweit der Behälter nicht verschließbar ist, wird das Kitz unter dem umgedrehten Behälter abgelegt und dieser sodann (z.B. mit Heringen oder einem schweren Ast) am Boden fixiert, damit die Geiß, sollte sie vorbeikommen, den Behälter nicht umwerfen kann.
  • Nun muss zeitnah die Mahd erfolgen!
  • Eine der anwesenden ortskundigen Personen übernimmt die Verantwortung dafür, dass die gesicherten Kitze möglichst schnell nach der Mahd wieder freigelassen werden. Übrigens: Keine Sorge, wenn die Geiß ihre Kitze nicht gleich aufsucht: Sie hat meist alles im Blick, nähert sich aber erst, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist.

Entstehen Kosten?

Nein. Wir fliegen ehrenamtlich! Natürlich ist eine Drohne teuer und der Sprit für die Anfahrt der Drohnenpiloten ist es inzwischen auch. Wir freuen uns deshalb über Spenden an den Jägerverein München-Land (IBAN DE19 7015 0000 0028 2328 41; Stichwort: Kitzrettung).